Ein japanischer Freund sagte mir einmal, dass die japanische Präfektur Saga dafür bekannt ist, für nichts bekannt zu sein. Dem muss ich leicht widersprechen, denn auch wenn Orte wie Arita, Ureshino oder Karatsu nicht jedem geläufig sind, sind sie dennoch einen Besuch wert und liegen umgeben von mittelhohen Bergen. In der Nähe von Japans Porzellan-Hauptstadt Arita liegt der Kurokami-zan 黒髪山 (dt. Schwarzhaar-Berg), ein mittelhoher Berg mit nur über 500 m, der zu den Kyushu 100 Meizan zählt. Um den Berg rankt sich auch die Legende einer großen Schlange, die dort jahrelang ihr Unwesen trieb und die Menschen terrorisiert hat, bis sie von einem Held bezwungen wurde.
Zu besteigen ist der Berg relativ einfach. Man kann bis auf ca. 30 Minuten vor den Gipfel mit dem Auto hochfahren, wo sich ein mittelgroßer Parkplatz befindet. Von dort geht es über eine Tempelanlage in den Berg. Die meiste Zeit gibt es Treppen aus Stein, die jedoch sehr alt und stark erodiert sind. Auf halbem Weg, kurz vor einem Felsenschrein, führt ein fast unscheinbarer Pfad rechts ab und mündet nach ca. 5 Minuten unterhalb des Gipfelfelsens. Ab dort gibt es zwei kurze Klettereinlagen über die Felsen, für die es aber Stützen sowie Eisenketten für den Halt gibt. Die Stellen sind jedoch sehr eng am Abhang, und so würde ich das Stück nur empfehlen für solche, die sich sicher mit Ketten fühlen. Der Bekannte, den ich überredet hatte, mit auf den Berg zu gehen, fühlte sich nicht sicher und blieb unterhalb des Gipfelfelsens. Ich bin die Felsen weiter hoch und tatsächlich ist es nur dieses kurze Stück. Oben auf dem Felsen angekommen, läuft man den Rest entspannt auf einem Plateau. Vom Gipfel aus kann man nett in das Umland schauen und z.B. den Arita-Staudamm sehen. Geht man das Gipfelplateau noch etwas weiter, dann befindet sich nach ca. 10 Minuten ein weiterer kleiner Gipfel, der Jayaki-yama (蛇焼山, dt. Berg der Brennenden Schlange). Auf der Karte habe ich gesehen, dass es noch einen anderen Weg vom Gipfel nach unten gibt. Allerdings musste ich meinen Bekannten wieder am Fuße des Kletterabschnitts einsammeln, und so entschied ich mich, den gleichen Weg wieder nach unten zu nehmen. Da es an dem Tag angefangen hatte, leicht zu regnen, war das Stück enorm rutschig. Ich kann nur noch einmal betonen, dass man sich da am besten selbst einschätzen muss, wo die Comfort-Zone liegt. Rutschiges Felsenklettern ist wirklich nicht zu unterschätzen. Und so empfehle ich, diesen Berg eher an einem sonnigen Tag zu besteigen, an dem es auch am Vortag nicht geregnet hat.
Die Legende der Riesenschlange auf dem Berg geht in etwa so: In der Eiman-Ära (1165) ließ sich eine feuerspeiende Riesenschlange in einem Teich in Shirakawa nieder und tötete viele Menschen. Die Dorfbewohner baten ihren Herrn Goto Takamune um Hilfe, doch die Schlange verschwand, als sie angegriffen werden sollte. Kaiser Gojong befahl die Zusammenarbeit mit Chinzei Hachiro Tametomo. Ein Unbekannter schlug vor, eine schöne Frau als Köder zu benutzen. Die 16-jährige Manjuhime bot sich an, um ihre Familie zu unterstützen. Sie wurde auf einem Wasserregal im Teich platziert und lockte die Schlange an. Lord Gojong und seine Männer griffen die Schlange an, konnten sie jedoch nur verwunden. Die Schlange floh ins Ryumon-Tal, wo der blinde Mönch Kaishobo sie tötete. Yabusame (流鏑馬, eine traditionelle Kampfkunst, bei der Reiter auf einem Pferd auf Zielscheiben zielen) wird im Kurokami-Schrein zur Erinnerung an die Tötung der Riesenschlange praktiziert.
In Bezug auf die lokale Schlangenlegende finde ich zwei Dinge besonders interessant: (1) Während die Riesenschlange mit dem Kanji 大蛇 (dt. grosse Schlange) geschrieben wird, erinnert das Bild, das man auf vielen der lokalen Karten sieht, eher an einen Drachen. (2) Neben dem eher gebräuchlichen Wort “Gisei” (犠牲) für Opfer gibt es auch noch das Wort Ikenie (生贄, oder auch 生け贄 geschrieben), das ich bis dahin noch nicht kannte, welches speziell für rituellen Opfergaben steht (entgegen dem mehr generellen Opferbegriff Gisei 犠牲, was zum Beispiel auch fuer abstraktere Opfergaben steht, wie z.B. das Opfer was Eltern fuer ihre Kinder bringen etc.).









