<1000m, <10km, 1-3h, 2025, Kyushu 100, Saga

Kurokami-zan / 黒髪山

Ein japanischer Freund sagte mir einmal, dass die japanische Präfektur Saga dafür bekannt ist, für nichts bekannt zu sein. Dem muss ich leicht widersprechen, denn auch wenn Orte wie Arita, Ureshino oder Karatsu nicht jedem geläufig sind, sind sie dennoch einen Besuch wert und liegen umgeben von mittelhohen Bergen. In der Nähe von Japans Porzellan-Hauptstadt Arita liegt der Kurokami-zan 黒髪山 (dt. Schwarzhaar-Berg), ein mittelhoher Berg mit nur über 500 m, der zu den Kyushu 100 Meizan zählt. Um den Berg rankt sich auch die Legende einer großen Schlange, die dort jahrelang ihr Unwesen trieb und die Menschen terrorisiert hat, bis sie von einem Held bezwungen wurde.

Zu besteigen ist der Berg relativ einfach. Man kann bis auf ca. 30 Minuten vor den Gipfel mit dem Auto hochfahren, wo sich ein mittelgroßer Parkplatz befindet. Von dort geht es über eine Tempelanlage in den Berg. Die meiste Zeit gibt es Treppen aus Stein, die jedoch sehr alt und stark erodiert sind. Auf halbem Weg, kurz vor einem Felsenschrein, führt ein fast unscheinbarer Pfad rechts ab und mündet nach ca. 5 Minuten unterhalb des Gipfelfelsens. Ab dort gibt es zwei kurze Klettereinlagen über die Felsen, für die es aber Stützen sowie Eisenketten für den Halt gibt. Die Stellen sind jedoch sehr eng am Abhang, und so würde ich das Stück nur empfehlen für solche, die sich sicher mit Ketten fühlen. Der Bekannte, den ich überredet hatte, mit auf den Berg zu gehen, fühlte sich nicht sicher und blieb unterhalb des Gipfelfelsens. Ich bin die Felsen weiter hoch und tatsächlich ist es nur dieses kurze Stück. Oben auf dem Felsen angekommen, läuft man den Rest entspannt auf einem Plateau. Vom Gipfel aus kann man nett in das Umland schauen und z.B. den Arita-Staudamm sehen. Geht man das Gipfelplateau noch etwas weiter, dann befindet sich nach ca. 10 Minuten ein weiterer kleiner Gipfel, der Jayaki-yama (蛇焼山, dt. Berg der Brennenden Schlange). Auf der Karte habe ich gesehen, dass es noch einen anderen Weg vom Gipfel nach unten gibt. Allerdings musste ich meinen Bekannten wieder am Fuße des Kletterabschnitts einsammeln, und so entschied ich mich, den gleichen Weg wieder nach unten zu nehmen. Da es an dem Tag angefangen hatte, leicht zu regnen, war das Stück enorm rutschig. Ich kann nur noch einmal betonen, dass man sich da am besten selbst einschätzen muss, wo die Comfort-Zone liegt. Rutschiges Felsenklettern ist wirklich nicht zu unterschätzen. Und so empfehle ich, diesen Berg eher an einem sonnigen Tag zu besteigen, an dem es auch am Vortag nicht geregnet hat.

Die Legende der Riesenschlange auf dem Berg geht in etwa so: In der Eiman-Ära (1165) ließ sich eine feuerspeiende Riesenschlange in einem Teich in Shirakawa nieder und tötete viele Menschen. Die Dorfbewohner baten ihren Herrn Goto Takamune um Hilfe, doch die Schlange verschwand, als sie angegriffen werden sollte. Kaiser Gojong befahl die Zusammenarbeit mit Chinzei Hachiro Tametomo. Ein Unbekannter schlug vor, eine schöne Frau als Köder zu benutzen. Die 16-jährige Manjuhime bot sich an, um ihre Familie zu unterstützen. Sie wurde auf einem Wasserregal im Teich platziert und lockte die Schlange an. Lord Gojong und seine Männer griffen die Schlange an, konnten sie jedoch nur verwunden. Die Schlange floh ins Ryumon-Tal, wo der blinde Mönch Kaishobo sie tötete. Yabusame (流鏑馬, eine traditionelle Kampfkunst, bei der Reiter auf einem Pferd auf Zielscheiben zielen) wird im Kurokami-Schrein zur Erinnerung an die Tötung der Riesenschlange praktiziert.

In Bezug auf die lokale Schlangenlegende finde ich zwei Dinge besonders interessant: (1) Während die Riesenschlange mit dem Kanji 大蛇 (dt. grosse Schlange) geschrieben wird, erinnert das Bild, das man auf vielen der lokalen Karten sieht, eher an einen Drachen. (2) Neben dem eher gebräuchlichen Wort “Gisei” (犠牲) für Opfer gibt es auch noch das Wort Ikenie (生贄, oder auch 生け贄 geschrieben), das ich bis dahin noch nicht kannte, welches speziell für rituellen Opfergaben steht (entgegen dem mehr generellen Opferbegriff Gisei 犠牲, was zum Beispiel auch fuer abstraktere Opfergaben steht, wie z.B. das Opfer was Eltern fuer ihre Kinder bringen etc.).

<1000m, <10km, 1-3h, 2023, Saga

Hijiri-dake / 聖岳・Oninohana-yama / 鬼ノ鼻山

In Saga gibt es einige “teizan” 低山 (= kleinere Berge). Da die Gegend sehr huegelig ist, und auch reichlich Ebenen hat, kann man dort relativ einfach wandern und hat oft einen schoenen Blick auf das Umland. Einer der weniger bekannten Berge der Region ist der Hijiri-dake 聖岳 von dem man ein einfachen Loop Hike hin zum Oninohana-yama. 鬼ノ鼻山 machen kann.

Da es in der Gegend nicht so viele oeffentliche Verkehrsmittel gibt, empfehle ich mit dem Auto anzureisen. Der Start des Weges liegt bereits auf einigen Hundert Meter Hoehe und am Eingang sieht man bereits die Treppen die zum Hijiri-dake fuehren. Insgesamt sind es ueber 600 Stufen bis nach oben, dafuer ist der Weg relativ gut gepflegt. Auf dem Gipfel es Hijiri-dake, den man relativ einfach erreicht befindet sich ein Templehaus, sowie eine Aussichtsplatform, die wirklich sehr gute Ausssicht in die Umgebung bietet. Moechte man dann noch weiter, so kann man die Ridgeline weiter uebre den Benten-yama 弁天山 hinueber zum Oninohana-yama 鬼ノ鼻山 wandern.

Oninohana-yama heisst uebersetzt die Nase des Teufels. Oni (Teufel) sind in der japanischen Folklore sehr oft vorhanden und anders als der Teufel im christlichen Gedanke, eher die behornten Wesen, die in der Natur leben. Oni sind durchaus nicht freundlich gesinnt, so gibt es jedes Jahr in Japan das Osetsubun お節分 Fest, bei denen Bohnen geschmissen und eine Ehomaki 恵方巻 (eine Art lange Sushi-Rolle) in eine bestimmte Himmelsrichtung gegessen wird, da man glaubt, dass dies die boesen Geister (Oni) vertreibe. Gleichzeitig werden die Oni aber auch oft verniedlicht dargestellt, und so ist es kein Wunder, wenn auf dem Berg, welcher woertlich “Die Nase des Teufels (Oni)” heisst eine grosse Aussichtsplatform in Form eines Oni Kopfes (inklusive der Hoerner)auf dem Gipfel des Berges errichtet wurde. Von dieser Aussichtsplatform hat man wirklich guten Blick auf das Umland und man sieht den Teufelskopf schon von weitem von der Ridgeline. Moechte man wieder zurueck ueber den Hijiri-dake, so kann man den Rundweg hinter dem Berg langlaufen, der weniger huegelig ist, sonders relativ seicht wieder nach unten zum Parkplatz fuehrt.

<1000m, <10km, 1-3h, 2022, Kyushu 100, Saga

Ten-zan / 天山

Als einer der 100 beruehmten Kyushu Berge entschied ich mich in einem Spaetherbst Tag, dem Ten-zan einmal einen Besuch abzustatten. Das Wetter war wirklich sehr gut und zu meiner Ueberraschung hat man Mitte November in Kyushu noch ein wenig Koyo 紅葉 (Blaetterverfaerbung) sehen koennen.

<10km, 1000m-1500m, 2022, 5-8h, Kyushu 100, Saga

Kyouga-take / 経ヶ岳

Kyougatake in den Tara-dake Bergen lag Aufgrund der Tatsache, dass er die hoechste Erhebung der Praefektur Saga darstellt, auf meiner Liste. Als es einmal guenstige Flugtickets nach Nagasaki Airport gab, habe ich diesen Hike gleich eingeplant. Warum Nagasaki Airport, wenn der Berg die Hoechste Spitze der Praefektur Saga ist? Nun ja, Nagasaki Airport ist naeher dran, nur 30 Minuten vom Airport zum Trailhead genauer gesagt. Denn durch die Taradake Berge zieht sich die Praefekturengrenze.

Wenn man am gleichen Tag von ausserhalb kommt, und selbst wenn man den ersten Flug nimmt, kann man meist nicht vor 9 Uhr vor Ort Startbereit sein. Fuer mich ging es da erst los, schnell ab zum Trailhead. Dort musste ich, wie befuerchtet, feststellen dass alle Parkplaetze mal wieder belegt waren. Japaner fangen immer sehr frueh an zu wandern, was ich mir ueber die Jahre auch angewoehnt habe. Allerdings ging es an dem Tag logistisch nicht, bereits 6 Uhr morgens vor Ort zu sein. Nun ja, ich habe ein wenig rumgesucht und mich schliesslich entschlossen an den Strassenrand zu stellen. Davor habe ich geprueft, ob auch das groesste Auto vor Ort auch noch durch die Strasse passt. Nicht die Beste Wahl, aber ich war nicht 2 Stunden mit dem Flugzeug angereist um an einem Parkplatz zu scheitern.

Nach anfaenglicher Startschwierigkeiten konnte ich dann los. Der Tag war fuer einen Mitte Oktober Zeitraum sehr warm und es waren zeitweise wirklich Null Wolken am Himmel. Traumwetter. Vom Parkplatz nahm ich den Pfad der direkt hoch zum Kyougatake fuehrt. Mein Plan war, danach noch auf die benachbarten Kunimidake und Taradake zu steigen, aber daraus wurde wegen Zeitengpaessen leider am Ende nichts. Einer der Gruende warum ich langsamer war als geplant war direkt das erste Stueck. Ich habe lange schon kein so steilen Anstieg mehr gehabt. Fast 1,5 Stunden steil nach oben, mit sehr wenig ausgepraegtem Weg. Im Prinzip die ganze Zeit zwischen den Baeumen und Wurzeln und parallel nach dem Wegmarker Ausschau halten. Das war schon gut anstrengend. Aber step-by-step und man kommt irgendwann auf dem Maigatake an, eine kleinere Erhebung vor dem Kyougatake. Allerdings ist der kleine Gipfel nicht frei, so dass man kaum Sicht hat. Davor und danach kann man allerdings einen Blick auf den Kyougatake werfen.

Der Gipfel ist ein grosser Fels, in der Form einer halben Kugel. Dies macht den Kyougatake sehr markant gegenueber den anderen Gipfeln des Bergmassivs. Nach dem Maigatake geht es dann weiter auf den Kyougatake. Das letzte Stueck hoch auf den Gipfel ist weniger anstrengend wie das erste Stueck, allerdings gibt es eine Reihe von Klettereinlagen am Fels. Seile und Eisenketten helfen dabei mir dem Griff. Oben angekommen hat man ein schoenen Blick auf das Umland. Deutlich kann man den Gokagahara-dake sehen mit seinen Antennen. Aber auch der Kunimi-dake und der Tara-dake sind sichtbar.

Note: Interessant finde ich dass Kyougatake normalerweise in der folgenden Kanji Schreibweise vorzufinden ist: 経ヶ岳. Das Gipfelschild jedoch weist die alte, leicht kompliziertere Schreibweise aus: 經ヶ嶽.