Der E-san 恵山 stand schon länger auf meiner Bucket List. An einem verlängerten Wochenende, wo ich in Hakodate war, habe ich den letzten Tag genutzt, um den Berg einen Besuch abzustatten. Der E-san, ein aktiver Vulkan, liegt ca. 1.5h östlich von Hakodate 函館. Man kann entweder mit dem Auto hin oder mit dem Bus. Busse fahren jedoch nur spärlich und ich würde dies nur empfehlen, wenn man keine andere Wahl hat und dies auch gut recherchiert. Es gibt glaube ich nur 3 Zeiten, wo der Bus fährt, und man muss dementsprechend seine Wanderung enorm gut abpassen. Zudem ist die nächste Bushaltestelle direkt neben dem Meet, was bedeutet, dass man im Prinzip einen sea-to-summit hike macht, der auf fast 0 Meter anfängt, wo hingegen man normalerweise mit dem Auto bereits auf über 300m hochfahren kann. Normalerweise, denn die Bergstraße wird für den Winter geschlossen und wurde ich auch von einer Schranke überrascht, Mitte November bei immer noch um die 15 Grad tagsüber in der Gegend und ganz ohne Schnee.
Nun gut, kurz auf die Karte geschaut, parkte ich beim Azalea Garten つつじ公園 am Fuße des Vulkans. Von diesem Parkplatz muss man die 300m zum Parkplatz am Krater auf Asphalt-Serpentinen hochlaufen. Da die Straße eh für den Verkehr gesperrt ist, hat man die komplette Straße für sich und muss sich halt nur mit dem Asphalt abfinden (was eher dann beim Hinunterlaufen nervt). Auf der Ebene des Parkplatzes angekommen, erblickt man auf der linken Seite bereits den sehr schön kegelförmigen 海向山 Kaiko-yama (dtsch. “Dem Meer zugewendeter Berg”?), welchen man auch mit der Wanderung auf den E-san verbinden kann, was ungefähr 2h länger dauert. Da ich am gleichen Tag wieder zurück nach Tokyo fliegen musste, entschied ich mich, nur den E-san zu besteigen.
Vom Kraterparkplatz, der Platz für knapp 100 Autos bietet, sieht man bereits den eindrucksvollen Krater des E-san, inklusive der aufsteigenden Schwefeldämpfe. Der Aufstieg erfolgt über die linke Seite in typischer Zick-Zack (switchback) Manier. Da es ein aktiver Vulkan ist, beginnt der Boden nach einer Weile sehr interessant zu werden. Weißes, grünes und rotes Gestein markieren den Aufstieg. An einer Stelle fand ich sogar lila Sand. 3-4 Mal kommt man an Gegenden erhöhter vulkanischer Aktivität vorbei. Es riecht stark nach Schwefel und je nach Windrichtung kriegt man eventuell ein wenig der Dämpfe ab, was man in der Regel vermeiden sollte, wenn es geht. Der Aufstieg vom Parkplatz dauert nur etwa 1 Stunde und oben gibt es ein relativ weites Plateau. Unweit von der Gipfelmarkierung befindet sich ein Schrein, und die Aussicht von oben ist sehr gut. Man sieht das Meer, die kleinen Dörfer am Wasser sowie die umliegende Berglandschaft.
Was mich sehr überrascht hat, ist, dass ich während der gesamten Wanderung keinen anderen Wanderer über den Weg gelaufen bin. Und das an einem Feiertag. Es war erfrischend ruhig und erholsam. Nur ich und der Vulkan. Ich vermute jedoch, dass es im Sommer voller ist, da man bis zum Krater mit dem Auto hochfahren kann. Wer es also ruhiger mag, den kann ich Ende November als Zeit nahelegen. Ein anderer Grund ist vielleicht auch, dass die Leute in letzter Zeit vorsichtiger geworden sind wegen erhöhter Bärensichtungen und -attacken. Ein Umstand, den man definitiv nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, schon gar nicht in Hokkaido. Jedoch denke ich, dass ein wenig gesunder Menschenverstand hilft, die Risiken zu minimieren. Bären sieht man eher weniger auf Gebieten von aktiven Vulkanen, denn dort wächst nichts. Die tote Landschaft, besonders um das Kratergebiet, bietet kein natürliches Habitat für einen Bären. Weiterhin gehen Bären in Winterschlaf. Am leeren Parkplatz hing ein Aushänger, der erklärte, dass man besonders Acht geben sollte auf Hokkaido in den Monaten September und Oktober, da Bären dort auf Nahrungssuche für den Winterschlaf sind. November auf Hokkaido ist bereits ziemlich kalt/frisch, wobei die Wahrscheinlichkeit, einen Bären zu sehen, noch einmal niedriger ist. Nichtsdestotrotz sollte man sich vor einer Wanderung mit dem Thema befassen und die Wanderung mit dem für sich selbst akzeptablen Risiko wählen.
Risiken gibt es übrigens auch immer, wenn man vorhat, einen Vulkan zu besteigen. Ich empfehle daher, den Aktivitäts-Status auf der Seite des 気象庁/ des Japanischen Wetteramtes nachzuschauen und zu verifizieren, ob es Warnungen erhöhter vulkanischer Aktivität gibt, bevor man sich auf den Weg macht (nur Japanisch).
Note: Da der Berg in Hokkaido liegt, hat er natürlich auch eine Namensherkunft, die ursprünglich aus der Ainu-Sprache kommt. Es heißt, dass der ursprüngliche Name イエサンヌプリ Iesan-nupuri war, was übersetzt soviel heißt wie: Der Berg aus dem Lava ausbricht. Das japanisierte Zeichen für E 恵 in E-san steht übrigens für Segnung, also übersetzt soviel wie gesegneter Berg. Auf jeden Fall ein Berg gesegnet mit toller Vulkan-Natur und dadurch auch heißen Quellen (温泉 Onsen) in der Gegend.
















































































































































